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Rede auf der Hauptversammlung der Commerzbank am 30.04.2015

Wir dokumentieren hier die Rede von Christoph Rinneberg auf der Hauptversammlung der Commerzbank am 30.04.2015. Christoph Rinneberg ist aktiv bei der Initiative Ordensleute für den Frieden und bei den Kritischen Aktionären. Die Rede ist zuerst in unserer Zeitschrift BIG Business Crime 03/2015 erschienen.

Sehr geehrte Gastgeber, sehr geehrte Gäste dieser Hauptversammlung, ich spreche hier für die Initiative Ordensleute für den Frieden (IOF) und für den Dachverband der Kritischen Aktionäre, natürlich beiderlei Geschlechts.

Mir haben in der Einladung zur Hauptversammlung vor allem zwei Auffälligkeiten zu denken gegeben:

Zum einen betrifft das alleine die drei von dreizehn Tagesordnungspunkten, die sich mit der Vergütung der Vorstandsmitglieder beschäftigen. Da kann man sich doch kaum des Eindrucks erwehren, dass die Bank sich zu einem guten Teil der Aufgabe widmet, der Führungsspitze zu satten Gehältern zu verhelfen.

In den Zeiten, als Robert Bosch sein großes Unternehmen aufbaute und leitete, galt für ihn in seinem Industriebetrieb ein Verhältnis von 1:30 zwischen niedrigsten und höchsten Einkommen als ethisch, moralisch und sozialverträglich angemessen. Heute kann dieses Verhältnis etwa bei 1:300 liegen. Das muss in der Mitte der Gesellschaft doch die Frage auslösen, ob man es wirklich rechtfertigen, ob man wirklich dafür ein Recht anfertigen darf, dass menschliche Arbeitszeit so krass unterschiedlich bewertet wird.

Dieses kleine Blitzlicht trifft sogleich die Fülle der Grundsätze, die bezüglich der unternehmerischen Verantwortung der Bank von außen aufgegeben sind und die sie irgendwie in ihr Selbstverständnis hat einfließen lassen. Nachlesen kann man das in einer Fülle von Texten, für deren Studium man eigentlich schriftgelehrten Rats bedarf, wenn man das herausfinden will, was selbst gute Regeln doch noch alles an Ausnahmen zulassen:

  • Corporate Governance Kodex
  • ComWerte
  • Leitlinien unternehmerischer Verantwortung
  • UN Global Compact
  • Sustainibility Code (DNK)
  • Verhaltensrichtlinien

Alle diese Texte könnten den Eindruck vermitteln, als ob in Ihrer Bank wirklich alles nicht nur mit rechten Dingen sondern bestens zugeht.

Ich möchte an dieser Stelle nur kurz Ihre Beteiligung an Unternehmen der Erzeugung elektrischer Energie aus fossilen Energieträgern erinnern. Wie steht es wirklich um Ihre gesellschaftliche Verantwortung in einer Zeit, in der längst erkannt ist, dass wir mit der Belastung unseres Heimatplaneten Erde keinesfalls so weitermachen dürfen wie bisher? Wenn wir die universalen Menschenrechte nicht nur kennen, sondern uns für deren Einhaltung auch weltweit einsetzen würden, dann bräuchten wir bezüglich der Inanspruchnahme der nun mal begrenzten Ressourcen und Belastbarkeit gegenwärtig etwa zwei weitere Planeten der Qualität unserer Erde, wenn unser nördlicher Lebensstil allen Menschen zugestanden würde.

Zum andern – die mir vor allem bewusst gewordene zweite Auffälligkeit – geht es mir darum, wie die doch weltweit tätige Commerzbank mit dieser großen Herausforderung umgeht, deren Nichtbeachtung oder gar Missachtung auf der einen Seite das Mittelmeer zu einem Meer des Todes macht und unser Klima weiterhin im Schwitzkasten hält. Sie haben in der Bank eine sogenannte Compliance Abteilung und ein Reputationsrisiko-Management.

Ich will an dieser Stelle der Verführung widerstehen, diese Wortungeheuer genauer unter die Lupe zu nehmen. Stattdessen möchte ich auf Ihren TO 1 hinweisen, unter dem Sie ja Ihren Corporate Governance-Bericht geben wollen. Auf den ganzen 26 Seiten Innenleben Ihrer Einladung findet man neben der besagten Vergütungsfrage eine Fülle von sachlich wohl notwendigen und zum Teil detailliert behandelten Punkten, aber kein einziges Wort dazu, inwieweit und wo Anspruch – fixiert im erwähnten 6-er Pack – und Wirklichkeit Ihrer Geschäftstätigkeit übereinstimmen oder auseinanderklaffen. Dabei dürfte doch wohl die Aktionärschaft vor allem interessieren, ob sie sich mit ihrer Bank noch identifizieren kann oder ob sie doch besser auf Abstand geht.

Angesichts der hier nur kurz angerissenen Probleme stößt man bald auf das grundlegende Selbstverständnis, das in jener Graphik „Die Commerzbank in der Gesellschaft“ dargestellt ist. Fast spielzeugähnlich ist hier alles hübsch rechtwinklig angeordnet, um die Bank herum als Zentrum vom Ganzen. So deutlich hätte sich das wohl die alte Volksweisheit kaum vorgestellt, dass Geld die Welt regiert.

Heute liegt ja längst die Frage auf dem Tisch, wer denn das Geld regiert, das ganze Gesellschaften in die im Grunde noch lange nicht überstandene Finanzkrise gebracht hat, die kommunikationsreich zur Bankenkrise verkleinert worden ist – für die freilich letztlich wir alle auf die eine oder andere Weise die Zeche zu zahlen haben. So wäre es vielleicht redlicher, wenn jene Graphik die Überschrift „Die Gesellschaft als Teil der Bank“ hätte, über den sie wie über die anderen Bereiche „Behörden“, „Markt“ und „Kommunen“ in irgendeiner Weise verfügt.

Wem diese Betrachtung eventuell etwas zu weit geht, der möge sich bitte daran erinnern, dass es längst kein Geheimnis mehr ist, dass eine Vielzahl der einflussreichsten Lobbyisten längst ihre Dienstzimmer in den Gängen der einschlägigen Ministerien hat und dort Gesetze vorbereitet, die dann nur noch der Legitimierung durch das Parlament bedürfen. Manche Leute sagen, dass insbesondere aus der letzten, bis dahin unbekannt große Rettungsmanöver verursachenden Krise nichts gelernt wurde.

Mit etwas Abstand zum konkreten Geschehen meine ich sagen zu können, dass man sehr wohl aus der Krise gelernt hat: wie man nämlich wieder wie Phönix aus der Asche auferstehen kann. Die Dominanz des Ökonomischen, des kapitalistischen Systems, wie man das heute ungestraft beim Namen nennen kann, hat gesiegt – und natürlich Opfer hinterlassen. Was da den modus germanicus betrifft, so sind wir in dieser Zeit Weltmeister in minimierter Reproduktion, die natürlich ihre tieferen Ursachen in den mit Vorrang auch von Ihrer Bank versehenen Werten hat. Hier nicht umgehend mit Umdenken anzufangen, könnte man etwa so auf den Punkt bringen: „Wir tun nicht, was wir wissen“.

Gerade weil Ihre Bank so sehr den Zusammenhang mit der Gesellschaft sieht, möchte ich Ihnen zum Schluss die „Gretchenfrage“ stellen, wie Sie es mit TTIP, CETA und TISA halten, diesen drei Großangriffen auf unsere Demokratie in unserer Gesellschaft. Ihre Antwort wäre wohl für viele Menschen hier in der großen Halle ein Prüfstein, ob die Commerzbank wirklich „Die Bank an (Ihrer) unsrer Seite“ ist.

Christoph Rinneberg ist aktiv bei der Initiative Ordensleute für den Frieden und bei den Kritischen Aktionären. Er stellt uns seinen Redebeitrag bei der Hauptversammlung der Commerzbank AG am 30.04.2015 zur Verfügung, der zuerst in unserer Zeitschrift BIG Business Crime 03/2015 erschien.

Weitere Beiträge in BIG Business Crime 03/2015:

BIG 2015_03

  • Wilfried Kurtzke: Arm in einem reichen Land
  • Christoph Rinneberg: Rede zur Hauptversammlung der Commerzbank in Frankfurt am 30. April 2015
  • Gerd Bedszent: Berlin-Brandenburgisches Flughafendesaster ist hausgemacht
  • Martin Betzwieser: Flüchtlinge – Es war einmal in Lanzarote
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Griechenland und „die Griechen“ in der Bildzeitung
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